The other side of fear

Everything you wish for lies on the other side of fear, hast du mir zugeflüstert im Taxi auf dem Weg zu diesem heiligen Ort inmitten der Stadt, die damals noch nicht wirkte wie ausgebombt.

Ich glaubte damals wie du: Die hässlichste Braut im Tanzsaal der Idiotien sei jene Hure, deren Namen Angst vor der Angst lautete. Manchmal, während wir im Schlaf unsere langsamen Walzer um die Wandregale der verdrängten Wünsche drehten, fletschte sie ihre Vielfraßzähne. Eine gelassene Drohung aus schmutzigweißem Hass.

Hier an diesem Ort der Toten ist der Fluss mehr als nur das stinkende Rinnsal, das ich beim ersten Trip vom Dach meines Hostels aus suchte, während ich Coca-Cola, Zigaretten und den Anblick einer weißrussischen Kurtisane frühstückte.

Vielleicht, frage ich mich heute, war dies ein ganz und gar anderer Fluss, der an diesem Morgen träger, breiter und selbstgewisser einem Horizont aus verrotteten Hochhäusern entgegenwallte. Bewohnt von Gespenstern und bewacht von Sadhus, denen es nie an Kiffe, Reis und fettig weiß-roter Schminke mangelte.

Zwischen den Hölzern der Scheiterhaufen – die Feuer. Gierig leckte es an Narben, Visagen, Ringen und Fingern – eine wilde Fremde versunken in der Möse ihrer Geliebten.

Das Geräusch, mit dem die Knochen unter der Hitze bersten, vergisst du dein Leben lang nicht.

Graue Ascheballen die, vom Wind aufgeweht, weiße Tuchfetzen in den wie frisch gebohnerten Himmel rissen.

Du hast dich enger an mich geschmiegt, während wir den Feuern lauschten und den Ascheballen nachblickten, jenen südostasiatischen Entsprechungen der bunten Luftballons in den Himmeln über den Städten tief im Westen

Nothing, my love, waits on the other side of fear. Dort liegt weiter nichts als ein Imperium aus Leere. Bewacht von den Henkern unserer Träume. Deren Namen so vielfältig sind wie ihre in Kalk gehauenen Fratzen.

Was, frage ich mich, blieb von den Bildern in meinem Kopf, zehn Jahre alt und dennoch nie verblasst.

Love is a battle field?

* Dieser Text ist eine Erinnerung an einen Besuch bei den Gats von Patan/ Kathmandu. Dem Ort, an dem Hindus ihre Toten verbrennen um anschließend deren Asche dem Fluss zu übergeben.